Udo-Seifert-Art

Kurzgeschichte

Interview mit Helmut Schmidt.

( „Was darf Satire?” - „Alles!” )


Alle fünf Jahre darf ein Prominenter für fünf Stunden, wenn die
Sterne günstig stehen und das Raumzeitkontinuum es zulässt, in den
"Göttlichen Baldachin" reisen und mit einer Person ein Interview
führen.

Dieses Jahr hatte der "Finger Gottes" den Altrocker Lindenberger
an die Stirn getippt und Ihn ausgesucht.

Es wurde der galaktische Plan gestartet, im Sonderzug reiste Udo L.
zur Transsubstantiation.

Diesmal rockt und rollt er sich für fünf Stunden durch den
Göttlichen Baldachin.


Udo: "Hallo Herr Schmidt, auf ein kleines Pläuschchen!"

Helmut: "Ja, Hallo, auf eine Zigarette, grade hier so ein Gespräch."

-
Schmidt zündet sich eine Zigarette an -

Udo: "Ja, so ein Schlabber - Schlabber Gesprächchen. Ich nehme an,
hier im Baldachin kann man sich so einiges leisten, auch mal so ein
Zigarettchen und so was, nebenbei? Ja, ja.
Aber wenn wir jetzt so runter sehen . . ."

- eine Flasche Eierlikör wird aufgedreht und ein Likörchen
eingegossen und genossen -

"Schauen wir mal links herunter unter diese Wolke, die da so
bedrohlich schwebt und da drunter sehen wir so Gestalten, da unten
in diesem kleinen Ländchen da. In diesem
Zipfelmützenschlafländchen und die guten deutschen Politikerfutzies
da - was halten Sie so davon, was die so anstellen?"

Helmut: "Ach ja, wenn ich das so betrachte . . ."

- grade noch einen kleinen Zug -

"und so betrachte, was die da so verunstalten, gestalten,veranstallten . . ."

- noch ein Zug - 

"So seit langer Zeit missgestallten. Ich habe ja damals schon nicht
mehr die Worte gefunden, die ich gerne sagen wollte"

- noch ein Zug -

"Es wurde mir auch einfach alles zu quälend,"

- noch ein Likörchen, so nebenbei erwähnt -

"deshalb habe ich auch damals lieber in der Talkrunde so an meiner
Zigarette gezogen und habe gedacht . . ."

- Stirnrunzeln -

"Na, eigentlich müsste euch diese Geste des an der Zigarette Ziehen
schon genug sagen, anderseits bin ich auch froh dort unten nicht
mehr zu sein"

- erneuter Zug an der Zigarette -

"Doch wiederrum währe ich doch gerne mal kurz da unten, nur etwas jünger,
und sie können mir glauben, lieber Udo,

ich würde Die mal so richtig mit dem Kopf gegen den Adler knallen,
dort im Bundestag."

Udo: "Aber Herr Schmidt, tut das Not?"

- einen Zigarettenzug weiter und leicht zurücklehnend im
Wolkensessel -

Helmut: "Da gibt es welche die können Chrystel Meth verhackstücken,
ein anderer kann Hanf anbauen - obwohl er ziemlich Grün ist und weit
oben steht, wo sind wir denn angekommen?

Es interessiert keinen mehr,
es ist so weit gekommen, das Rot mit H das alles so ein bisschen
gut selig, selig sieht und auch redet, nach außen, ich habe kein Verständniss dafür."

Udo: "Interessant"

- eine neue Zigarette wird angezündet -

Helmut: "Ich bin froh, dass ich hier oben bin, diesen Schwachsinn von
hier oben ansehen kann - in Wahlwiederholung, als gutes Abend -,
Nachtprogramm und schalte dann ganz schnell um auf ein anderes Programm.

Das Programm des Lebens hier oben, wo dann so große Musiklegenden mit großen bekannten Frauen ihre Musik spielen,
ihren Whiskey trinken, oder auch Eierlikör."

- ein Zug an der Zigarette -

Helmut: "Wo auch ich eingeladen bin auf eine gute Zigarette und
wirklich interessante Gespräche."

Udo: "Ich merke, langweilig wird es Ihnen hier oben nicht."

- ein erneuter langer Zug an der Zigarette -

Helmut. "Sie können sich doch sicher vorstellen, wie es so ist
im Göttlichen Baldachin.

Was ich noch zu sagen hätte, ist, nicht auf eine letzte Zigarette,
hier gibt es mehr Zigaretten, als die letzte."

- erneuter langer Zug an der Zigarette mit einem genüsslichen Grinsen -

Helmut: "Und der Herr hier oben hat es auch erlaubt, dass wir
rauchen und mal einen trinken dürfen."

Udo: "Also Herr Schmidt, wir bedanken uns hier für dieses geile
Interview und Ich hoffe doch, dass wir uns nochmal wieder treffen
werden."

Helmut: "Danke und Bitte."

Udo: "Ich werde meine Reststunden hier oben, bevor ich runter muss nutzen
und noch ein wenig durch die Wolken rocken und rollen, so, dass
die Engel aus den Wolken fallen."



©   Udo Seifert    2016

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"Jede Tragödie fordert ihre Opfer"


Eines Tages wird die Menschheit sagen, es hat nie den 11ten
September gegeben.
Man wird auch behaupten, Nero hat nur in seiner eigenen Phantasie
existiert und gelebt.
Der erste September neununddreißig hatte, ein neues Bild hervorgebracht,
an diesem Tage wurde alles mögliche geboren - nur
nicht ein bunter Vogel.

"Melancholie"

macht sich breit in den Köpfen der abstürzendenVögel und der Tag
war zerstört bevor er in bläulichen Zwielicht geboren war.
Lag es wirklich an der Masturbation der Wesen ohne Geschlecht?
Der Mensch, der die Ameisen bekämpfte war groß und mutig, bevor
er feststellen mußte dass,

"das Buch der Beleidigungen"

noch nicht geschrieben war.
Es war ja auch leichter Ameisen zu bekämpfen.
Auf jeden Fall nahm er es an.
Nach wie vielen Jahren?  Ist nichts mehr in Ordnung?
Wird es beginnen - das Erwachen, das Aufwachen?
Schon wieder die falschen Parolen in der Flaschenpost in das Meer
des Hinterhofes geworfen.
Ein Volk ohne Raum hat nur Lenin gekannt, der Zeitspiegel ist in
Tibet geplatzt.

Das endlose Loch im Westerwald. "Oh . . . ist da am Grund etwa noch Licht"?
Es erdrückt einen und man besäuft sich lieber und ergötzt sich an den Bildern,
nachdem man sich die Emma gekauft hat.
Nur korrekt gekleidete Frauen, kein Einblick in die Ausschnitte bevor
man von den Bergen ins Delta reist.

Das passiert nicht nur in Koblenz, am Eck der Deutschen, es gibt
nicht mehr viele Ecken, aber alles wird eckiger.
Deutschland ist ein Gerücht und es riecht nach Verwesung unter der
Kuppel aus Glas.

"tschapatapa tschapatapa" - ja, so hört es sich an, wenn das lachende
Ampelmännchen tanzt und uns ins Gesicht furzt. Es paßt alles.

"Werbung ist der Preis der Schönheit".

Kauft mehr Gammelfleisch - es konserviert die über fünfziger.
"tschapatapa tschapatapa" - es tanzt und tanzt, ab und zu lacht es
auch.
Mit siebzehn kann man schon mal Fehler machen, auch wenn man in
der Zukunft Gedichte schreibt.
Schwarzer Kragen und silberne Runen, Tick Tack . . . tick tack, die
Zeituhr selber aufgezogen, da hilft auch der Nobel-preis nicht.
Wenn in Koblenz die Sonne nicht mehr scheint und in dem Rhein
versinkt ist es grau in grau.
Menschen sitzen in Kaffees, wollen sehen und gesehen werden,
plaudern und genießen den heranrückenden Winter, noch riecht es
nicht nach Zimt; Blätter fallen in pastellen Tönen - rot, gelb und braun
auf das Pflaster und hinterlassen immer mehr ihren Schleier des
Herbstes.
Es gibt keine Liebe und kein Respekt mehr, sondern nur noch leere,
lockere, leckere Beziehungen.
Der Kampf meiner Geschichte, ich lebe ihn so, wie man es mir in
der Schule eingeprügelt hat, ob richtig oder falsch weis man
meistens noch nicht mal hinterher.
Man sollte sich selbst sprengen, es nur als Versuch sehen.
Man unterbricht damit nicht die Schöpfung, man bereinigt sie nur - "ein
mißlungener Versuch in der Wüste der Gefühle, aber bleiben wir doch,
bitte, förmlich".

Wussten sie eigentlich schon, dass jeder 13te Deutsche in einer
Talkshow war?
Wussten sie schon, dass Angelika Merkel ein Mann ist und wussten sie,
dass jeder zweite Deutsche einen Orgasmus vortäuscht?
Wussten sie schon, das jeder, aber auch wirklich jeder homosexuelle 
Neigungen hat.
Wissen sie aber auch, dass es jeder Ameise egal ist, wie gross wir
Menschen sind, weil es ihr einfach nur leid tut uns mit unserer
Inkompetenz alleine zu lassen.

Beim Betrachten durch eine Lupe fiel es meinem Nachbarn auf, dass in
der Flasche auf dem Meer des Hinterhofes (es hat dort nie ein Meer
existiert, mein Nachbar war schizophren) ein eigenständiger
Ameisenstatt existierte.
Glaubt man ihm - so waren es keine seekranken Matrosen.
Das letzte "Ave Maria" war noch nicht gesprochen und man möge
doch in den "ORT DER LEERE" reisen . . .
Viele Frauen sagten das schon zu dem Wanderer zwischen den
Welten.

Sie schickten ihn in die Wüste.
"Da sind doch Engel in den Menschen" ?!

Es geht nicht darum den richtigen Weg im Leben zu finden, sondern
viel mehr um festzustellen, das dort am Strand des Meeres eine blaue Tür ist,
durch die man nur hindurchgehen muss
.


©  Udo Seifert    2015

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